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Kirche St. Nikolai zu Morungen

Das Schicksal des Dorfes ist eng verknüpft mit den Burgen und dem Adelsgeschlecht derer von Morungen. Ein berühmter Sohn der Burg war um 1200 der Minnesänger Heinrich von Morungen. Der Ort findet im Hersfelder Zehntregister 899 Erwähnung. Es wird jedoch vermutet, daß Burg und Dorf Morungen zu diesem Zeitpunkt bereits fast 400 Jahre bestanden. Das Christentum kam mit der Mission des Bonifatius hierher, wie der Name der Kirche vermuten läßt. Alt-Morungen wurde um 1300 aufgegeben und an der heutigen Stelle neu erbaut. Der Kirchenneubau, zusammen mit der Pflanzung der Kirchenlinde, wird auf das Jahr 1322 datiert. Der Name wurde sicherlich beibehalten. Einhundert Jahre später stiftete der Morunger Graf ein eigenes Pfarramt. 1527 wurde die Reformation eingeführt. Als der letzte Morunger Pfarrer Johannes Maltzan drei Jahre später starb, wurden die Kirchengemeinden Morungen und Großleinungen zusammengelegt. Das Pfarrhaus zu Morungen wird in dem Verzeichnis 1602 noch erwähnt. 1655 ist Morungen ganz wüst, wohl wegen des Krieges und der Pest. Ein Jahr später sind es wieder 14 Familien. 1830 werden 330 Einwohner gezählt. Die Kirche wurde über die Jahrhunderte öfter renoviert und umgebaut. 1796 erhielt sie drei kleine Glocken. 1869 wurde der Gehofener Barockaltar, ein Familienerbstück der Familie von Eller-Eberstein, und eine Strobelorgel eingebaut. Zur 1100-Jahrfeier 1999 wurde die Kirche neu verputzt und gestrichen. Auch die Orgel kann man noch manchmal hören. Wer im August und September 2005 durch Morungen gegangen ist, hat die Kirche eingerüstet gesehen. Es wurde uns durch wahrscheinlich letztmalige staatliche Förderung und eigene Anstrengung möglich, Kirche und Turm neu einzudecken. Bei der Abnahme des Turmknopfes sahen wir uns alle enttäuscht, da keine Schatulle zum Vorschein kam, sondern nur ein sehr verwittertes Stück Papier, das kaum zu entziffern ist. Am 31. Oktober 2005 haben wir einen neuen vergoldeten Knopf, diesmal natürlich mit Schatullen, aufgesetzt. Seit etwa einem Jahr muß die einzig verbliebene Glocke schweigen. Sie stammt aus den Jahren zwischen den Weltkriegen und ist aus Eisenhartguß. Der Glockenstuhl mußte gespreizt werden und wurde mit dem Dachstuhl verbunden. Damit schwankt beim Läuten der gesamte Turm. Wir sammeln für eine kleinere Bronzeglocke. Es ist allerdings noch ein weiter Weg bis wir sie uns leisten können.

Nikolaus von Myra Er ist einer der beliebtesten Volksheiligen. Ein Geburtsdatum ist nicht bekannt. Er war Bischof von Myra, nahm am Konzil von Nizäa 325 teil und verstarb um den 6.12.350. Das ist alles, was die Geschichte über ihn berichtet. Die Ostkirche verehrt ihn seit dem 6. Jahrhundert, im 9. Jahrhundert zog seine Verehrung auch in Unteritalien und Rom ein. Kaiserin Theophanu brachte die Verehrung des Heiligen im 10. Jahrhundert nach Deutschland. Seine Gebeine wurden um 1087 in die apulische Hafenstadt Bari gebracht, wo sie noch heute ruhen und in hohen Ehren stehen. Auf allen bekannten Bildern wird er als Bischof dargestellt. In Bezug auf die vielen verschiedenen Legenden (Geschichten) wird er mit unterschiedlichen Attributen (Beigaben) abgebildet; zum Beispiel: mit einem Buch und drei Goldkugeln (Errettung der drei Jungfrauen); mit einem Bottich und drei unbekleideten Knaben (drei zerstückelte Knaben werden wieder lebendig); mit drei Broten (die Getreidehändler). Noch heute wird der Brauch des Nikolaustages von unseren Kindern und natürlich auch den Erwachsenen gepflegt. Am 5. Dezember abends werden blankgeputzte Schuhe aufgestellt in der frohen Erwartung, daß der Nikolaus diese mit "schönen Sachen" fülle. Allen lieben Kindern wird dieser Wunsch auch stets erfüllt, nur die Unartigen bekommen eine Rute. So hat sich dieser Brauch und die Erinnerung an St. Nikolaus bis in die heutige Zeit erhalten.

DIE ORGEL (Dr. Holger Brülls, 2005-08-18) Orgelbesichtigung am 19. Juli 2005, gemeinsam mir Frau Pfarrerin Vogel Kurzbegründung des Denkmalwertes Erbaut ca. 1850 von Julius Strobel (Bad Frankenhausen), 9 Register, einmanualiges Werk mit Pedal, Schleiflade mit chromatischer Tonfolge, klassizistischer Flachprospekt mit Giebel und rundbogiger Spielnische in der Front, technischer und klanglicher Aufbau bis auf das durchschlagende Zungenregister Claväoline 8' unverändert erhalten, als Besonderheit bemerkenswert das vor dem Westgiebel der Kirche in Fachwerk erbaute geräumige Balghaus mit originaler Keilbalganlage, orgelbaugeschichtlich wertvoll als Beispiel einer kleinen frühromantischen Dorforgel eines im nordthüringischen Raum führenden Meisters.

Disposition

Manual C-f'''

Bordun 16'

Principal 8'

Hohlflöte 8'

Gamba 8'

Octave 4'

Octave 2'

Mixtur 3fach

Claväoline 8' (heute labial ersetzt durch Äoline 8', wohl um oder nach 1900)

Pedal C-d'

Subbass 16'

I-P

Zustand

Die Orgel ist in substanziell zufriedenstellendem Zustand, allerdings nur bedingt spielbar (viele Heuler). Durch die Entfernung des zeittypischen Zungenregisters Claväoline 8' und seinen Ersatz durch eine labiale Äoline spätromantischen Gepräges hat das Instrument seinen spezifisch frühromantischen Charakter in einem wesentlichen Element eingebüßt. Es ist musikalisch sehr wünschenswert, dass dieses für den Klangcharakter der Orgel sehr prägende Register (über dessen Bauart entsprechende Nachforschungen anzustellen wären) bei einer künftigen Restaurierung rekonstruiert wird.