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Kirche St. Bartholomäus zu Hainrode

Die Kirche St. Bartholomäus zu Hainrode

Siedlung und Dorf Hainrode werden 1349 das erste Mal urkundlich erwähnt, sind aber vermutlich sehr viel älter, wie Funde und Flurnamen ausweisen. Wann das Christentum kam und damit die erste Kirche oder Kapelle gebaut wurde, ist nicht mehr auszumachen. Der Name St. Bartholomäus, zu lesen auf einer 1450 gegossenen Glocke, deutet auf die Gründung des Ortes vor dem Jahre 900 hin. Von einem Nachfolgerbau aus dem 13./14. Jahrhundert blieb die Kapelle, unsere heutige Winterkirche, erhalten, die früher als Hoher Chor diente.

Durch den aufblühenden Bergbau wuchs Ende des 17. bis Anfang des 18. Jahrhunderts das Dorf rasch. Graf Jost Christian in Roßla erteilte 1735 die Erlaubnis zu einem Neubau, denn die Kirche war, wie der Chronist Kranoldt 1740 schreibt "sehr baufällig, für die wachsende Gemeinde enge, nach der alten Art dunkel, schmal und unbequem". Um Raum für den Kirchenneubau zu schaffen, wurde der viel zu kleine Friedhof 1736 auf den Wachtberg verlegt, wo sich bereits frühgeschichtliche Gräber befanden. Die jüngste gründliche Sanierung der Kirche wurde im Jahr 2000 abgeschlossen. Bis zur Reformation gehörte Hainrode zum Bistum Mainz. Um 1520 wird auch hier, wie in Stolberg die lutherische Lehre eingezogen sein.

Da Hainrode Pfarrsitz war, steht neben der Kirche noch das Pfarrhaus, das seit einigen Jahren saniert wird. Es wird vermutet, daß der Fachwerkbau in seiner Grundsubstanz auf das frühe 17. Jahrhundert zurückgeht. Die Fassade und die Grundsubstanz wurden 2001 gesichert. Durch verschiedene AB-Maßnahmen haben wir nun einen modernen Sanitärbereich bekommen. Auch die Küche ist wieder nutzbar.

Bartholomäus

- wahrscheinlich identisch mit Nathanael, einem der Jünger Jesu.

Die Legende erzählt von Bartholomäus auch als dem Bräutigam der Hochzeit zu Kana. Durch ihn soll die Verbreitung des Evangeliums über Kleinasien, Armenien, Mesopotamien bis nach Indien erfolgt sein.

Er predigt das Evangelium, heilt Kranke, treibt Teufel aus.

Er wird von Astyages verfolgt und letztendlich mit Knütteln erschlagen. Dann zieht man ihm die Haut ab. Christen begraben den Leichnam. Astyages und seine Schergen verfallen der Besessenheit und sterben kurz darauf.

Frühchristliche Apostelreihen geben Bartholomäus als Attribut nur Buch oder Rolle. In frühen deutschen Darstellungen sieht man ihn mit Stricken gebunden, ein Jüngling setzt gerade ein Messer an, um ihn zu schinden. Daneben steht der in der Legende beschriebene Teufel. Um 1500 stellt ihn der sog. Bartholomäusmeister mit Messer und Buch dar.

Bartholomäus ist der Schutzpatron vieler Zünfte (z.B. Schuhmacher, Gerber, Metzger, Schneider und Buchbinder). Die Fürbitte des heiligen Bartholomäus erfleht man gegen Nervenkrankheiten und Zuckungen (z.B. Epilepsie).

Sein Namenstag ist der 24. August.

DIE ORGEL (Dr. Holger Brülls, 2005-08-22)

Orgelbesichtigung am 19. Juli 2005, gemeinsam mir Frau Pfarrerin Vogel

Kurzbegründung des Denkmalwertes

Erbaut 1823 von dem Bennunger Orgelbauer Johann Andreas Scheidler, stattliches zweimanualiges Schleifladenwerk mit 15 Registern, der Prospekt in der für Scheidler charakteristischen Verbindung von flachbogig vortretenden Türmen und Harfenfeldern mit großen klassizistischen Vasenaufsätzen, Spielschrank mittig frontal, im architektonischen, konstruktiven und klanglichen Sinn noch der spätbarocken Orgelbautradition des 18. Jahrhunderts verpflichtetes Instrument der Frühromantik, Gehäuse, technischer Grundbau und wesentliche Teile der Klangsubstanz original auf das frühe 19. Jh. zurückgehend, im späteren 19. Jahrhundert allerdings Veränderungen im Sinne spätromantischer Klangauffassung, insbesondere im Hinterwerk, orgelbaugeschichtlich bemerkenswert als repräsentative Landorgel eines in der Region tätigen Kleinmeisters von regionaler Bedeutung, nach gegenwärtigem Kenntnistand größter erhaltene Orgel des Bennunger Meisters, nicht spielbar, Pfeifenwerk auf der Empore ausgelagert.

Disposition 2005
I. Hauptwerk C-c'''
Bordun 16'
Principal 8'
Gedackt 8'
Viol d. Gambe 8'
Octave 4'
Superoctave 2'
Mixtur 3fach

II. Hinterwerk
Geigenprincipal 8' (spätes 19. Jh.)
Flöte travers 8'
Voca celeste 8' (spätes 19.Jh.)

Principal 4'

Gedackt 4'


Pedal C-d'

Violon 16'

Subbass 16'

Octave 8'


Nebenzüge

II-I, I-P


Zustand

Nur der technische Grundbau des Werkes ist noch in situ, das (wahrscheinlich lückenhafte) Pfeifenwerk ist auf dem Emporenboden sachgerecht ausgelagert. Als größte erhaltene Orgel des Bennunger Meisters - die in Wickerode erhaltene frühe Scheidler-Orgel von 1795 besitzt nur 14 Register und keinen offenen 16' im Pedal - verdient das architektonisch eindrucksvoll situierte Instrument in Hainrode besondere Beachtung. Im Unterschied zur Scheidler-Orgel in Kleinleinungen hat die Orgel allerdings gravierende Veränderungen im Klangaufbau erfahren, insbesondere im Hinterwerk.